
Natürliches Aroma - doch nicht so natürlich?
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Künstliches Aroma ist mittlerweile kaum noch in den Zutatenlisten der von Lebensmitteln zu finden. Da die Verbraucher heutzutage stärker auf natürliche Zutaten und Produkte ohne künstliche Zutaten achten, verzichten viele Lebensmittelunternehmen daher auf künstliche Zusätze wie Aromen.
Sehr häufig ist stattdessen das natürliche Aroma vorzufinden. Die perfekte, natürliche Alternative zu den künstlichen Aromen... nicht so schnell. Wir haben die natürlichen Aromen mal genauer unter die Lupe genommen.
Was bedeutet „natürliches Aroma“?
Nach den gesetzlichen Definitionen in der EU und den USA ist ein „natürliches Aroma“ eine Substanz, die aus natürlichen Quellen gewonnen wird – also aus Pflanzen, Tieren oder Mikroorganismen – und zur Verbesserung des Geschmacks eines Produkts hinzugefügt wird.
Das bedeutet, dass der Begriff „natürlich“ sich auf die Herkunft des Aromas bezieht und nicht darauf, wie „natürlich“ oder unverarbeitet der Aromastoff in seiner Endform ist. Und genau hier liegt das Problem...
Wie werden natürliche Aromen hergestellt?
Die meisten „natürlichen Aromen“ werden aus Pflanzen, Früchten, Gewürzen, Pilzen, Hefe oder sogar Tieren extrahiert. Aber der Herstellungsprozess umfasst oft chemische Reaktionen und Verfahren, die die Ausgangsmaterialien verändern, um den gewünschten Geschmack zu erzeugen. Die Extraktion kann durch Destillation, Lösungsmittel oder andere chemische Methoden erfolgen, die den natürlichen Zustand des ursprünglichen Rohstoffs verändern.
Die Bezeichnung „natürliche Aromen“ auf Lebensmitteln ist oft verwirrend und irreführend, weil sie suggeriert, dass die Aromen direkt aus natürlichen Quellen wie Früchten, Kräutern oder Gewürzen stammen. Tatsächlich können „natürliche Aromen“ jedoch auf chemische Substanzen hinweisen, die zwar aus natürlichen Quellen gewonnen werden, aber synthetisch verarbeitet werden, um den gewünschten Geschmack zu erzeugen. Solange die Aromen also aus einer natürlichen Quelle stammen, können die Hersteller im Verarbeitungsprozess vieles verändern und am Ende trotzdem mit der Natürlichkeit ihres Produktes werben.
Beispiele:
Erdbeergeschmack aus Lignin (Holz)
Der Erdbeergeschmack oft durch die Umwandlung von Lignin (dem Holzbestandteil) gewonnen. Das Hauptaroma, das in Erdbeeren vorkommt, ist das Ethylmethylphenylglycidat, und dieses wird oft aus pflanzlichen oder holzbasierten Materialien synthetisiert.
Zitronen- und Orangenaroma aus Tannenharz
Das Aroma von Zitrusfrüchten, wie zum Beispiel Zitronen oder Orangen, wird häufig aus Terpenen gewonnen, die in verschiedenen Pflanzen vorkommen. Ein häufig verwendetes Terpen, Limonen, kommt in den Schalen von Zitrusfrüchten vor, kann aber auch aus Tannenharz gewonnen werden. Tannenharz enthält ebenfalls Limonen, das dann zu Zitrusaromen verarbeitet werden kann.
Kokosnussgeschmack aus Hefe oder Zuckerrohr
Der Geschmack von Kokosnuss wird oft durch die Umwandlung von Zuckerrohr oder Hefe gewonnen, die dann bestimmte Verbindungen wie Hexanal oder Hexylacetat produzieren, die für den Kokosnussgeschmack verantwortlich sind. Diese Herstellungsmethoden erlauben es, das Aroma der Kokosnuss ohne den Einsatz von echten Kokosnüssen zu erzeugen.
Fazit
Auch wenn das Ausgangsmaterial „natürlich“ ist, wird es in vielen Fällen stark bearbeitet und verändert, um ein Aroma zu erzeugen, das in der Endform nur wenig mit dem ursprünglichen natürlichen Produkt zu tun hat. Daher sollten Verbraucher vorsichtig sein und sich nicht ausschließlich auf Begriffe wie „natürlich“ verlassen, wenn sie gesunde oder unverarbeitete Lebensmittel suchen.